Diesen Artikel weiterempfehlen (?)
Verfasst: 6. Jan 2010 17:43
Lieber Herr Zaugg
Nun hat sie also am gestrigen Abend in Biel der Chefcoach der Rapperswil Jona Lakers John Slettvoll beleidigt. Schön, dass Sie gleich dazu schreiben, er habe dies im Beisein Ihrer Kollegen getan – so verleihen Sie Ihrer Aussage mehr Glaubwürdigkeit.
Dabei geht es mir als Leser gar nicht so sehr darum, ob Herr Slettvoll, über dessen Namen Sie sich vor geraumer Zeit öffentlich lustig machten mit dem Zitat eines seiner ehemaligen Spieler, der respektlos darauf beharrte, ihn Svetlov zu nennen, da er ja schlimmer als ein russischer Kommunist sei, Sie tatsächlich beleidigt hat. Unser Strafrecht bietet Ihnen da genügend Raum zum Schutz gegen jeden, der Ihre Persönlichkeit verletzt oder daran mitwirkt. Apropos Ihre Kollegen. So mancher von ihnen will das Recht, beleidigt zu werden, verteidigen (wie widersprüchlich die Ansichten der schreibenden Zunft doch sind) so, wie Salman Rushdie, dessen genannter Wunsch von Michael Bischoff übersetzt und in der Weltwoche veröffentlicht wurde (sorry für fehlende Details in meiner Quellenangabe, bin halt kein Reporter).
Sie gewinnen lieber auf dem Papier, in der Zeitung oder im Internet als vor einem Richter. Ich gewann den Eindruck, Sie wollen durch Ihre eigenen Artikel und Kolumnen Recht sprechen. In Wirklichkeit ernennen Sie auf diesem „ungewöhnlichen Rechtsweg“ die mündigen Leser zum Richter. Leser bilden sich ihr eigenes Urteil. Gut für so manchen Verfasser, denn so gibt es kein einstimmiges Urteil. So kann eines, das Ihren Wünschen entspricht und die Meinung bestätigt bzw. untermauert, herangezogen werden um z.B. mein folgendes "niederzubügeln". Gott sei dank dürfte vor diesem Hintergrund mein Artikel, den ich verfasse und ins Lakersforum setze, nicht wirklich ins Gewicht fallen oder gar weh tun – es ist eines von tausenden (Möchte-gern-)Urteilen. Zumindest hoffe ich das.
Wie heisst es immer so schön am Fuss Ihrer Kolumne? „Diesen Artikel weiterempfehlen“. So manches Mal beabsichtigte ich, Ihnen das Lesen Ihres eigenen Artikels zu empfehlen. Heute tue ich es. Lesen Sie in chronologischer Reihenfolge, was Sie seit August 2009 bis heute kundgetan haben:
Den gestern siegreichen EHC Biel kritisierten Sie vor Saisonstart, weil „so oder so .. die Verpflichtung Ruhnkes eine führungstechnische Todsünde“ sei. Weiter führen Sie aus: „Kevin Schläpfer ist sich übrigens dieser Problematik sehr wohl bewusst. Wir überlassen ihm das Schlusswort in dieser Sache: «Die Polemik um Ruhnke ist mir egal. Wer ein bisschen Gegenwind in den Medien nicht aushält, sollte nicht im Eishockey-Geschäft tätig sein. Entschieden wird auf dem Eis. Sind wir mit Ruhnke erfolgreich, so folgen von den gleichen Leuten, die uns jetzt kritisieren, die schönsten Lobeshymnen. Wenn wir scheitern, bekommen wir Prügel. Am Ende des Tages hat der Sieger immer recht.»
Heute schreiben Sie nicht von Tödsünden, sondern schönste Lobeshymnen. Insofern wundert es nicht, dass Sie das 5:1 der Bieler würdigen. Doch das angezeigte Endergebnis sei auch in Ihrem Fall (der Leser geht von der geschilderten Verbalattacke aus), die „letzte Wahrheit“. Ich glaube, selbst Herr Schläpfer ging in seinem Statement zu Saisonbeginn nicht davon aus, dass Sie Siege des EHC Biel als „Ihr Recht“ beanspruchen, um als vermeintlicher Sieger aus Ihrer Auseinandersetzung mit Herrn Slettvoll hervorzugehen. Ich denke, gestern hiess der Sieger EHC Biel, nicht Klaus Zaugg.
In einer der nächsten Kolumnen galt Ihr Wort den Lakers. Und Sie lobten sich selbst, weil Sie mit Ihrer Prognose klugerweise abgewartet hatten und die Neuverpflichtung Daniel Manzatos im Gegensatz der (eingangs erwähnten?) Kollegen berücksichtigen konnten:
„Im August wird es Zeit, die Saisonprognosen in Druck zu geben. Pech, wer das noch vor Mitte des Monates getan hat. Die Lakers holen nämlich Nationaltorhüter Daniel Manzato. Die Lakers stehen damit auf der Torhüterposition wieder auf Augenhöhe mit Servette, haben aber die viel besseren Schweizer Stürmer.“
Und weiter:
„Also definitiv Biel, Ambri, Servette und Langnau in den Playouts? Das wäre logisch.“
„Damit sind die Lakers erstmals nicht mehr Aussenseiter.“
„Die Ausländer sind gut genug, um die Lakers in die obere Tabellenhälfte zu bringen.“
Ich möchte Ihnen aber zu Gute halten, dass Sie schon damals das Hintertörchen offen hielten, bei Überraschungen allwöchentlich die Prognosen umschreiben zu müssen. Sie hatten das Gespür für das, was in den Wochen danach notwendig und auch von Ihnen getan wurde. So hatte ich als Leser aber immer wieder Ihre neueste Prognose auf dem Monitor. Obwohl - sind das dann noch Prognosen? Inzwischen haben Sie Ihre Einschätzung bzgl. Lakers und Servette der Realität angepasst. Danke.
Derartige Zeilen, auch wenn Sie nur von einem lesenden Richter (siehe oben) sind, lösen vermutlich eben jenen Ärger aus, der in noch ungleich angriffslustigerer Form bei anderen Personen geschürt wurde. Ich denke auch an dieses Zitat:
„Vielleicht ist es einfach Summanens Pech, dass er zu wenig Goethe gelesen hat. Denn der Dichterfürst hat einmal treffend formuliert: «Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, der zu verwunden glaubt.“
Das haben Sie über den Trainer geschrieben, den Sie wenig später in schwindelerregend hohen Tönen lobten mit diesen Zeilen:
„Lugano hat das Talent, um die Meisterschaft zu gewinnen und das Management für den Abstieg in die NLB. Aus dieser Mischung ergeben sich spektakuläre Playouts. Es sei denn, Kenta Johansson wagt es, durchzugreifen. So wie Raimo Summanen bei den Lakers.
Es gibt nämlich … so ein Datum in dieser Saison, das einen Wendepunkt markiert. Der 26. September 2009. An diesem Tag haben die Lakers den EHC Biel mit 6:0 vom Eis gefegt. Und der Kanadier Stacy Roest sass auf der Tribune. Hätten die Lakers gegen Biel verloren, wäre Summanen in Teufels Küche geraten. Er wagte alles und gewann alles: Die Mannschaft reagierte auf diese Bestrafung der kanadischen Diva positiv. Seit diesem 26. September ist der Trainer bei den Lakers das unantastbare Alphatier. Nicht bloss in der Kabine. Sondern im ganzen Hockeyunternehmen. Die Spieler wissen, was es geschlagen hat. Wann fliegt Raimo Summanen? Diese Frage habe ich diese Saison schon einmal gestellt. (Anm. meinerseits: Es war auf keinen Fall in der Woche zuvor – siehe vorletzter Satz). Das war zu einem Zeitpunkt, als der im besten Hockeysinne verrückte finnische Feuerkopf noch nicht bei den Lakers gelandet war. Das Datum seiner Landung ist der 26. September.“
Hier die weiteren lobenden Worte:
„Trainer Raimo Summanen hat es geschafft, das Spiel zu organisieren, defensiv zu stabilisieren und zwischen Offensive und Defensive eine gute Balance zu finden: Nur die Lakers haben von den sechs Teams der zweiten Tabellenhälfte ein positives Torverhältnis. Aber wenn es denn tatsächlich zum «High Noon» kommen sollte, haben die Lakers nicht die Emotionen, den «heiligen Zorn» und die Leidenschaft von Gottéron.“
Die Duelle Fribourg vs Rapperswil sind in dieser Saison wahrlich „High Noon“-unwürdig – mal abgesehen von der Spannung und dem engen Kampf im Klassement. Ich möchte aber ergänzen, dass die Lakers vor wenigen Tagen im direkten Duell als Sieger vom Eis gingen. Sie werden sagen, es habe dafür keine Emotionen gebraucht und dass es noch ein paar Minuten (Vorrundenpartien) bis zum High Noon sind. Stimmt. Allerdings sah ich auch nicht den „heiligen Zorn und die Leidenschaft von Gottéron.“
Erstaunlich ist, dass wenige Tage später Ihre Einschätzung der Kompetenzbereiche Herrn Summanes überhaupt nicht mehr dem entsprechen, was zu Beginn des zuletzt zitierten Absatzes steht.
Themenwechsel.
Der von Ihnen im heutigen Bericht „Gott-sei-dank-nicht-Ihr-Vorgesetzte“ nahm eventuell eine verbale Bewertung Ihrer Äusserungen vor, die Sie in einer Kolumne niederschrieben, bevor Herr Slettvoll überhaupt mit seiner Arbeit begonnen hatte:
„Sein Zynismus ist Humor für Fortgeschrittene. Er kehrte später mehrmals nach Lugano zurück, stieg mit Herisau in die NLB ab und brachte im Frühjahr 2008 das Kunststück fertig, Lugano mit steinzeitlichem Beton-Hockey in die Playouts zu versenken. Von diesem Schock hat sich das Unternehmen Lugano bis heute nicht erholt. Und nun suchen die Lakers die Probleme von heute mit einem Trainer von vorgestern zu lösen und erhoffen sich so eine Zukunft.“ „Der Weg aus der Krise führt bei den Lakers nur über den Wechsel der sportlichen Führung, Aufräumarbeiten im Team (dazu gehört eine Lösung des Problems Roest) und das Engagement des richtigen Trainers. Auf dem Weg zu dieser Einsicht wäre für die Lakers nichts so hilfreich wie ein Sturz in die Playouts.“
Glaubten Sie gestern wirklich, Herr Slettvoll hatte grosse Freude, Sie zu treffen?
Apropos Freude. Ich freute mich, als Sie vor einigen Wochen begannen, ein Fünkchen Positives über die Lakers zu schreiben:
„Wenn einer die trägen Lakers in ein dynamisches Hockeyunternehmen verwandeln kann - dann Christian Weber. Mit Weber beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Lakers. Die alles entscheidende Frage: Bekommt Weber Freiheit und Kompetenz, um die Lakers nach seinem Willen zu formen? Wenn ja, hat auch Reto Klaus seinen Job gerettet. Wenn nein, ist Webers Trainer-Karriere nachhaltig ruiniert. So wie diejenige einiger seiner Vorgänger bei den Lakers.“
Leider schrieben Sie wenige Tage später den soeben noch gelobten Christian Weber betreffend, folgendes:
„Okay, das Management der SCL Tigers hat Weber zu einer Entscheidung gedrängt. Nun ist die Antwort da: Weber wird ab nächster Saison für die Lakers arbeiten. Für die direkte Konkurrenz. Für einen wahrscheinlichen Gegner der SCL Tigers in den Playouts dieser Saison. Webers Entscheid ist zu respektieren. Aber ebenso müsste Weber entsprechende Reaktionen der SCL Tigers akzeptieren. In der Privatwirtschaft werden Kaderleute, die bei der Konkurrenz unterschreiben, ja, die auch nur mit der Konkurrenz verhandeln, sofort freigestellt. Meistens muss das Büro in weniger als einer Stunde geräumt werden. Genau das müssten auch die SCL Tigers tun. Sie sollten Weber per sofort feuern bzw. freistellen und mit Büro-, Kabinen- und Stadionverbot belegen.“
Ich ahne, wie der im Sommer in Rapperswil startende Trainer über den Reporter denkt, der dessen Freistelllung und ein Stadionverbot fordert. Herr Weber hat vermutlich die menschliche Grösse, über so etwas hinweg zu sehen und Sie auch dann mit für Ihre Tätigkeit notwendigen Informationen zu versorgen.
Ich, ein Fan der von Ihnen so bezeichneten langsamsten Mannschaft Europas (glauben Sie mir, ich habe da schon andere Matches gesehen und übrigens meine mich umringenden Kollegen auch), bin wahrscheinlich einer der sehr wenigen, vielleicht auch ersten, die ihr Urteil (wohlgemerkt nur eines von Tausenden) in einem Medium abgeben, das Sie gewöhnlich nutzen. Ich glaube, Sie würden besser EINEN Richter urteilen lassen, als ihre gesamte Leserschaft. Denn die Urteile Letzterer werden Sie vermutlich nur ungern lesen. Meine Kollegen sind übrigens keine Rappi-Fans.
Gut, habe ich nicht mit Ihnen beruflich zu tun. Und es wird Sie vielleicht wurmen, dass ich nur ein Nickname in einem Forum bin. Schlichter und Schiedsrichter brauchen wir nicht. Es wird eine letzte Wahrheit geben. Die Meinung des Lesers. Eine, die sich nicht so oft ändert wie Ihre (Beispiele siehe oben).
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Nun hat sie also am gestrigen Abend in Biel der Chefcoach der Rapperswil Jona Lakers John Slettvoll beleidigt. Schön, dass Sie gleich dazu schreiben, er habe dies im Beisein Ihrer Kollegen getan – so verleihen Sie Ihrer Aussage mehr Glaubwürdigkeit.
Dabei geht es mir als Leser gar nicht so sehr darum, ob Herr Slettvoll, über dessen Namen Sie sich vor geraumer Zeit öffentlich lustig machten mit dem Zitat eines seiner ehemaligen Spieler, der respektlos darauf beharrte, ihn Svetlov zu nennen, da er ja schlimmer als ein russischer Kommunist sei, Sie tatsächlich beleidigt hat. Unser Strafrecht bietet Ihnen da genügend Raum zum Schutz gegen jeden, der Ihre Persönlichkeit verletzt oder daran mitwirkt. Apropos Ihre Kollegen. So mancher von ihnen will das Recht, beleidigt zu werden, verteidigen (wie widersprüchlich die Ansichten der schreibenden Zunft doch sind) so, wie Salman Rushdie, dessen genannter Wunsch von Michael Bischoff übersetzt und in der Weltwoche veröffentlicht wurde (sorry für fehlende Details in meiner Quellenangabe, bin halt kein Reporter).
Sie gewinnen lieber auf dem Papier, in der Zeitung oder im Internet als vor einem Richter. Ich gewann den Eindruck, Sie wollen durch Ihre eigenen Artikel und Kolumnen Recht sprechen. In Wirklichkeit ernennen Sie auf diesem „ungewöhnlichen Rechtsweg“ die mündigen Leser zum Richter. Leser bilden sich ihr eigenes Urteil. Gut für so manchen Verfasser, denn so gibt es kein einstimmiges Urteil. So kann eines, das Ihren Wünschen entspricht und die Meinung bestätigt bzw. untermauert, herangezogen werden um z.B. mein folgendes "niederzubügeln". Gott sei dank dürfte vor diesem Hintergrund mein Artikel, den ich verfasse und ins Lakersforum setze, nicht wirklich ins Gewicht fallen oder gar weh tun – es ist eines von tausenden (Möchte-gern-)Urteilen. Zumindest hoffe ich das.
Wie heisst es immer so schön am Fuss Ihrer Kolumne? „Diesen Artikel weiterempfehlen“. So manches Mal beabsichtigte ich, Ihnen das Lesen Ihres eigenen Artikels zu empfehlen. Heute tue ich es. Lesen Sie in chronologischer Reihenfolge, was Sie seit August 2009 bis heute kundgetan haben:
Den gestern siegreichen EHC Biel kritisierten Sie vor Saisonstart, weil „so oder so .. die Verpflichtung Ruhnkes eine führungstechnische Todsünde“ sei. Weiter führen Sie aus: „Kevin Schläpfer ist sich übrigens dieser Problematik sehr wohl bewusst. Wir überlassen ihm das Schlusswort in dieser Sache: «Die Polemik um Ruhnke ist mir egal. Wer ein bisschen Gegenwind in den Medien nicht aushält, sollte nicht im Eishockey-Geschäft tätig sein. Entschieden wird auf dem Eis. Sind wir mit Ruhnke erfolgreich, so folgen von den gleichen Leuten, die uns jetzt kritisieren, die schönsten Lobeshymnen. Wenn wir scheitern, bekommen wir Prügel. Am Ende des Tages hat der Sieger immer recht.»
Heute schreiben Sie nicht von Tödsünden, sondern schönste Lobeshymnen. Insofern wundert es nicht, dass Sie das 5:1 der Bieler würdigen. Doch das angezeigte Endergebnis sei auch in Ihrem Fall (der Leser geht von der geschilderten Verbalattacke aus), die „letzte Wahrheit“. Ich glaube, selbst Herr Schläpfer ging in seinem Statement zu Saisonbeginn nicht davon aus, dass Sie Siege des EHC Biel als „Ihr Recht“ beanspruchen, um als vermeintlicher Sieger aus Ihrer Auseinandersetzung mit Herrn Slettvoll hervorzugehen. Ich denke, gestern hiess der Sieger EHC Biel, nicht Klaus Zaugg.
In einer der nächsten Kolumnen galt Ihr Wort den Lakers. Und Sie lobten sich selbst, weil Sie mit Ihrer Prognose klugerweise abgewartet hatten und die Neuverpflichtung Daniel Manzatos im Gegensatz der (eingangs erwähnten?) Kollegen berücksichtigen konnten:
„Im August wird es Zeit, die Saisonprognosen in Druck zu geben. Pech, wer das noch vor Mitte des Monates getan hat. Die Lakers holen nämlich Nationaltorhüter Daniel Manzato. Die Lakers stehen damit auf der Torhüterposition wieder auf Augenhöhe mit Servette, haben aber die viel besseren Schweizer Stürmer.“
Und weiter:
„Also definitiv Biel, Ambri, Servette und Langnau in den Playouts? Das wäre logisch.“
„Damit sind die Lakers erstmals nicht mehr Aussenseiter.“
„Die Ausländer sind gut genug, um die Lakers in die obere Tabellenhälfte zu bringen.“
Ich möchte Ihnen aber zu Gute halten, dass Sie schon damals das Hintertörchen offen hielten, bei Überraschungen allwöchentlich die Prognosen umschreiben zu müssen. Sie hatten das Gespür für das, was in den Wochen danach notwendig und auch von Ihnen getan wurde. So hatte ich als Leser aber immer wieder Ihre neueste Prognose auf dem Monitor. Obwohl - sind das dann noch Prognosen? Inzwischen haben Sie Ihre Einschätzung bzgl. Lakers und Servette der Realität angepasst. Danke.
Derartige Zeilen, auch wenn Sie nur von einem lesenden Richter (siehe oben) sind, lösen vermutlich eben jenen Ärger aus, der in noch ungleich angriffslustigerer Form bei anderen Personen geschürt wurde. Ich denke auch an dieses Zitat:
„Vielleicht ist es einfach Summanens Pech, dass er zu wenig Goethe gelesen hat. Denn der Dichterfürst hat einmal treffend formuliert: «Der Pfeil des Schimpfs kehrt auf den Mann zurück, der zu verwunden glaubt.“
Das haben Sie über den Trainer geschrieben, den Sie wenig später in schwindelerregend hohen Tönen lobten mit diesen Zeilen:
„Lugano hat das Talent, um die Meisterschaft zu gewinnen und das Management für den Abstieg in die NLB. Aus dieser Mischung ergeben sich spektakuläre Playouts. Es sei denn, Kenta Johansson wagt es, durchzugreifen. So wie Raimo Summanen bei den Lakers.
Es gibt nämlich … so ein Datum in dieser Saison, das einen Wendepunkt markiert. Der 26. September 2009. An diesem Tag haben die Lakers den EHC Biel mit 6:0 vom Eis gefegt. Und der Kanadier Stacy Roest sass auf der Tribune. Hätten die Lakers gegen Biel verloren, wäre Summanen in Teufels Küche geraten. Er wagte alles und gewann alles: Die Mannschaft reagierte auf diese Bestrafung der kanadischen Diva positiv. Seit diesem 26. September ist der Trainer bei den Lakers das unantastbare Alphatier. Nicht bloss in der Kabine. Sondern im ganzen Hockeyunternehmen. Die Spieler wissen, was es geschlagen hat. Wann fliegt Raimo Summanen? Diese Frage habe ich diese Saison schon einmal gestellt. (Anm. meinerseits: Es war auf keinen Fall in der Woche zuvor – siehe vorletzter Satz). Das war zu einem Zeitpunkt, als der im besten Hockeysinne verrückte finnische Feuerkopf noch nicht bei den Lakers gelandet war. Das Datum seiner Landung ist der 26. September.“
Hier die weiteren lobenden Worte:
„Trainer Raimo Summanen hat es geschafft, das Spiel zu organisieren, defensiv zu stabilisieren und zwischen Offensive und Defensive eine gute Balance zu finden: Nur die Lakers haben von den sechs Teams der zweiten Tabellenhälfte ein positives Torverhältnis. Aber wenn es denn tatsächlich zum «High Noon» kommen sollte, haben die Lakers nicht die Emotionen, den «heiligen Zorn» und die Leidenschaft von Gottéron.“
Die Duelle Fribourg vs Rapperswil sind in dieser Saison wahrlich „High Noon“-unwürdig – mal abgesehen von der Spannung und dem engen Kampf im Klassement. Ich möchte aber ergänzen, dass die Lakers vor wenigen Tagen im direkten Duell als Sieger vom Eis gingen. Sie werden sagen, es habe dafür keine Emotionen gebraucht und dass es noch ein paar Minuten (Vorrundenpartien) bis zum High Noon sind. Stimmt. Allerdings sah ich auch nicht den „heiligen Zorn und die Leidenschaft von Gottéron.“
Erstaunlich ist, dass wenige Tage später Ihre Einschätzung der Kompetenzbereiche Herrn Summanes überhaupt nicht mehr dem entsprechen, was zu Beginn des zuletzt zitierten Absatzes steht.
Themenwechsel.
Der von Ihnen im heutigen Bericht „Gott-sei-dank-nicht-Ihr-Vorgesetzte“ nahm eventuell eine verbale Bewertung Ihrer Äusserungen vor, die Sie in einer Kolumne niederschrieben, bevor Herr Slettvoll überhaupt mit seiner Arbeit begonnen hatte:
„Sein Zynismus ist Humor für Fortgeschrittene. Er kehrte später mehrmals nach Lugano zurück, stieg mit Herisau in die NLB ab und brachte im Frühjahr 2008 das Kunststück fertig, Lugano mit steinzeitlichem Beton-Hockey in die Playouts zu versenken. Von diesem Schock hat sich das Unternehmen Lugano bis heute nicht erholt. Und nun suchen die Lakers die Probleme von heute mit einem Trainer von vorgestern zu lösen und erhoffen sich so eine Zukunft.“ „Der Weg aus der Krise führt bei den Lakers nur über den Wechsel der sportlichen Führung, Aufräumarbeiten im Team (dazu gehört eine Lösung des Problems Roest) und das Engagement des richtigen Trainers. Auf dem Weg zu dieser Einsicht wäre für die Lakers nichts so hilfreich wie ein Sturz in die Playouts.“
Glaubten Sie gestern wirklich, Herr Slettvoll hatte grosse Freude, Sie zu treffen?
Apropos Freude. Ich freute mich, als Sie vor einigen Wochen begannen, ein Fünkchen Positives über die Lakers zu schreiben:
„Wenn einer die trägen Lakers in ein dynamisches Hockeyunternehmen verwandeln kann - dann Christian Weber. Mit Weber beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte der Lakers. Die alles entscheidende Frage: Bekommt Weber Freiheit und Kompetenz, um die Lakers nach seinem Willen zu formen? Wenn ja, hat auch Reto Klaus seinen Job gerettet. Wenn nein, ist Webers Trainer-Karriere nachhaltig ruiniert. So wie diejenige einiger seiner Vorgänger bei den Lakers.“
Leider schrieben Sie wenige Tage später den soeben noch gelobten Christian Weber betreffend, folgendes:
„Okay, das Management der SCL Tigers hat Weber zu einer Entscheidung gedrängt. Nun ist die Antwort da: Weber wird ab nächster Saison für die Lakers arbeiten. Für die direkte Konkurrenz. Für einen wahrscheinlichen Gegner der SCL Tigers in den Playouts dieser Saison. Webers Entscheid ist zu respektieren. Aber ebenso müsste Weber entsprechende Reaktionen der SCL Tigers akzeptieren. In der Privatwirtschaft werden Kaderleute, die bei der Konkurrenz unterschreiben, ja, die auch nur mit der Konkurrenz verhandeln, sofort freigestellt. Meistens muss das Büro in weniger als einer Stunde geräumt werden. Genau das müssten auch die SCL Tigers tun. Sie sollten Weber per sofort feuern bzw. freistellen und mit Büro-, Kabinen- und Stadionverbot belegen.“
Ich ahne, wie der im Sommer in Rapperswil startende Trainer über den Reporter denkt, der dessen Freistelllung und ein Stadionverbot fordert. Herr Weber hat vermutlich die menschliche Grösse, über so etwas hinweg zu sehen und Sie auch dann mit für Ihre Tätigkeit notwendigen Informationen zu versorgen.
Ich, ein Fan der von Ihnen so bezeichneten langsamsten Mannschaft Europas (glauben Sie mir, ich habe da schon andere Matches gesehen und übrigens meine mich umringenden Kollegen auch), bin wahrscheinlich einer der sehr wenigen, vielleicht auch ersten, die ihr Urteil (wohlgemerkt nur eines von Tausenden) in einem Medium abgeben, das Sie gewöhnlich nutzen. Ich glaube, Sie würden besser EINEN Richter urteilen lassen, als ihre gesamte Leserschaft. Denn die Urteile Letzterer werden Sie vermutlich nur ungern lesen. Meine Kollegen sind übrigens keine Rappi-Fans.
Gut, habe ich nicht mit Ihnen beruflich zu tun. Und es wird Sie vielleicht wurmen, dass ich nur ein Nickname in einem Forum bin. Schlichter und Schiedsrichter brauchen wir nicht. Es wird eine letzte Wahrheit geben. Die Meinung des Lesers. Eine, die sich nicht so oft ändert wie Ihre (Beispiele siehe oben).
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