Ist Sunrise beim Pay-TV-Streit der lachende Dritte?
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Seit langem streiten sich Swisscom und UPC um die Rechte für Live-Sportübertragungen. Nun hat der Konkurrent Sunrise sein neues Sportangebot bekanntgegeben. Dieses hat es in sich.
Das Sprichwort ist zwar abgegriffen, und doch kommt es einem bei der jüngsten Sunrise-Meldung als Erstes in den Sinn: «Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.» Am Donnerstag gab das Schweizer Telekomunternehmen bekannt, seinen Kunden diverse Sportübertragungen im Pay-TV anzubieten. Das, nachdem die beiden Grossen, Swisscom und UPC, sich über Monate bei den Sportübertragungen bekämpft hatten. UPC hält die TV-Rechte an der Schweizer Eishockeyliga, Swisscom an der Schweizer Fussballliga, und beide geben sich bei deren Weiterverkauf sperrig. Wegen dieser Pattsituation beschreibt das bekannte Sprichwort denn auch nur die halbe Geschichte.
Weko und Sky bringen Bewegung in die Sache
Neben den beiden Streithähnen brauchte es zwei weitere Akteure, damit sich Sunrise freuen konnte. Erstens hat die Wettbewerbskommission (Weko) mit einer Busse in einem ersten Pay-TV-Verfahren gegen Teleclub gewisse Leitplanken gesetzt: Seitdem offeriert das Swisscom-Tochterunternehmen anderen Telekomfirmen laut eigenen Angaben nicht diskriminierende TV-Angebote im Sportbereich. Diese nimmt nun Sunrise in Anspruch.
Zweitens trat dieses Jahr der Pay-TV-Konzern Sky in den Schweizer Markt ein. Sky hat im Mai das Westschweizer Unternehmen Homedia übernommen, das unter der Marke Hollystar bereits Sunrise mit Spielfilmformaten belieferte. Nun geht Sunrise eine enge Kooperation mit Sky ein und bietet den eigenen Kunden eine neue Sky-Sport-App an – exklusiver Partner ist man allerdings nicht, denn auch UPC und Swisscom werden die neue App anbieten.
UPC in der Zwickmühle
Die spannende Frage lautet nun: Kann sich Sunrise auch das Mysport-Angebot von UPC sichern?
Die Kabelnetzbetreiber unter der Federführung von UPC haben immer kommuniziert, allen Firmen ausser Swisscom ein faires Angebot zu machen. Wird nun Sunrise kein solches Angebot gemacht, dürfte das die Weko im zweiten Pay-TV-Verfahren gegen UPC kaum goutieren.
Wird hingegen Sunrise auch noch Mysports von UPC in das eigene Programm aufnehmen können, droht der Vorteil des einstigen TV-Rechte-Kaufs zu verpuffen. Sunrise hätte dann eine formidable Stellung in der Schweiz und könnte seinen Kunden als einzige Telekomfirma alle wichtigen Sportübertragungen anbieten. Das ganz ohne die hohen Fixkosten für den Sportrechtekauf, welche die beiden Streithähne Swisscom und UPC stemmen mussten. Die Konditionen für das neue Sportangebot werden zwar erst im Laufe des Monats bekannt, aber derzeit sieht es danach aus, als würde Sunrise als lachender Dritter aus dem Streit um die Sportrechte hervorgehen.