ZSZ, 13.03.08
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Reto Klaus, jetzt hat Fribourg-Gottéron gegen Qualifikationssieger Bern die Überraschung der diesjährigen Playoffs geschafft - und nicht Rapperswil-Jona gegen das zweitplatzierte Genf-Servette. Sind Sie enttäuscht?
Wir hatten eine durchzogene Saison, wobei vor allem die erste Hälfte der Meisterschaft sehr enttäuschend war. Nach dem Trainerwechsel von Kari Eloranta zu Morgan Samuelsson fingen wir uns auf. Die Playoffs waren danach wieder enttäuschend.
Weshalb sind die Lakers in diesem Winter keinen Schritt weitergekommen?
Ein entscheidender Faktor war sicher, dass es am Anfang mit dem Trainer nicht funktioniert hat. Das Aus in den Playoff-Viertelfinals hat seine Gründe in unserer grossen Aufholjagd im Januar. Wir schafften von fast ganz hinten den Sprung in die Playoffs, dadurch fehlte uns in der Best-of-7-Serie aber die Substanz. Wir hatten während unserer Aufholjagd gar keine Möglichkeit mehr, Aufbautraining zu betreiben, weil wir jeden Match gewinnen mussten. Ansonsten wären wir nicht einmal in die Playoffs gekommen.
Gegen Genf-Servette sah man fast nichts mehr von den Leistungsträgern. War das nicht auch ein Grund für das deutliche 1:4 in den Viertelfinals?
Ich mache in den Medien keine Einzelkritik. Aber unter dem Strich war Genf in den Playoffs fitter, schneller und hatte den grösseren Willen, die Spiele zu gewinnen.
Was war Ihr persönliches Highlight in dieser Saison?
Dass wir nach unserem grossen Rückstand noch die Playoffs erreicht haben.
Und was störte Sie besonders?
Ich mache mir sehr viele Gedanken, warum und wieso die Saison so geendet hat. Wir haben gelernt, dass wir primär Spieler engagieren müssen, die ins Kollektiv passen und Herz haben, um sich für die Mannschaft aufzuopfern. Wir schauen in Zukunft sicher weniger auf das Rendement der Spieler.
Das Kader 2007/08 kostete Sie sieben Millionen Franken. Es war die teuerste Mannschaft in Rapperswil-Jonas Klubgeschichte. Haben Sie fürs Geld genügend bekommen?
Wir können sicher nicht zufrieden sein, wie wir das Lohnbudget aufgeteilt haben. Das ist klar. Nur muss man sehen, dass Lugano, Zug, Bern, Davos sowie die ZSC Lions noch massiv mehr Geld für ihre Mannschaft ausgeben und die Kosten generell höher wurden. Aufgrund der allgemeinen Lohnsteigerung im Schweizer Eishockey hatte diese Saison wahrscheinlich jeder die teuerste Mannschaft der Klubgeschichte. Diese garantiert aber noch nicht die beste Klassierung der Klubgeschichte.
Aber für die Sponsoren der Lakers waren das zum Teil ganz neue Dimensionen. Da sind höhere Erwartungen sicher angebracht.
Die Steigerung des Budgets war gar nicht so gross - etwa 300 000 bis 400 000 Franken im Vergleich zum letzten Jahr.
Wie nehmen Sie die aktuelle Stimmung bei den Sponsoren wahr?
Natürlich nehme ich seitens der Geldgeber eine gewisse Enttäuschung wahr. Aber man kann nicht jedes Jahr das Gefühl haben, man komme automatisch in die Halbfinals. Es erreichen zwei Drittel aller Mannschaften die Playoffs, und ein Drittel schafft es schliesslich in die Halbfinals. Wichtig ist, dass man in die Playoffs kommt. In den letzten Jahren hat es praktisch immer eine grosse Mannschaft gegeben, die die Viertelfinals verpasst hat. Wir haben dieses Minimalziel auch dieses Jahr erreicht.
Was braucht es jetzt, um im nächsten Jahr wieder einen Schritt vorwärts zu machen? Das Team für die Saison 2008/09 steht ja praktisch fest.
Es gibt schon noch die eine oder andere Änderung in der Mannschaft. Nur ist noch nichts spruchreif. Bei den bereits Verpflichteten haben wir extrem auf den Charakter geachtet. Vielleicht kommen noch einmal zwei, drei Spieler dazu, die in unsere Mannschaft passen.
Sie suchen Spieler mit Charakter und nicht mehr primär solche mit einem Namen. Ist das nicht eine Ausflucht, weil Rapperswil-Jona die guten Spieler gar nicht bekommt?
Man muss die Realität sehen. Die Nationalspieler warten nicht alle auf die Lakers. Wir hatten mit einigen Kontakt, doch scheiterte eine Verpflichtung an diversen Sachen.
Woran genau?
Wenn bestandene Nationalspieler in den letzten Jahren den Klub gewechselt haben, gingen sie immer zu einem Topklub. Die einzige Ausnahme, die ich kenne, ist Sandy Jeannin, der in diesem Sommer von Lugano zu Fribourg-Gottéron wechselt. Dort sind aber so horrende Summen im Spiel, dass sie unsere Mannschaft kaputtmachen würden.
Also ist Rapperswil-Jona auch in der Lakers-Ära noch nicht attraktiv genug, um Nationalspieler anzulocken?
Wie schon erwähnt: Es sind vor uns noch fünf A-Ligisten, die massiv mehr Geld für Löhne zur Verfügung haben als wir. Die Lakers sind ein Klub, der nicht von Mäzenen lebt. Wir müssen unsere Kosten aus dem Geschäft finanzieren. Das macht von den fünf Grossen eigentlich nur Bern. Alle anderen leben von Geldgebern, die ihnen ein allfälliges Defizit decken. Wir haben solche Leute schlicht nicht. Das hat nichts mit der neuen Halle oder unserem Auftritt zu tun. Aber ohne neue Halle wären wir vielleicht gar nicht mehr konkurrenzfähig für die Playoffs. Dann wären wir irgendwo bei Langnau oder Ambri-Piotta.
Aber ist es mit sieben Millionen Franken nicht möglich, wenigstens einen bekannten Nationalspieler als Zugpferd zu verpflichten? So würden vielleicht auch andere an den Obersee wechseln.
Wir können doch nicht einem Spieler doppelt so viel Lohn zahlen wie dem Zweitteuersten auf der Lohnliste.
Das wäre im Fall von Jeannin so?
Ja, der verdient bei Fribourg doppelt so viel wie der teuerste Schweizer Spieler bei uns. In Rapperswil-Jona würde so einer das ganze Mannschaftsgefüge durcheinanderbringen.
Also wird man einen solchen Spieler nie im Dress der Lakers sehen?
Das meine ich nicht damit. Wir glauben einfach, dass es in einer Mannschaft die Chemie kaputtmacht, wenn es einen Spieler gibt, der das Doppelte des Zweitteuersten verdient.
Ihr Trainer Morgan Samuelsson verlangt für nächste Saison noch Verstärkung. Werden Sie reagieren?
Wir prüfen ein paar Sachen.
Zwei Torhüter, acht Verteidiger und zwölf Stürmer stehen für 2008/09 bereits unter Vertrag. So viele Lücken hat es im Lakers-Kader gar nicht mehr. Eigentlich steht nur noch Mariusz Czerkawskis Platz zur Disposition.
Das stimmt. Aber vielleicht ist zu Beginn der neuen Saison der eine oder andere nicht mehr bei uns, der jetzt noch zur Mannschaft gehört.
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Das klingt gar nicht mal so übel...
