Overtime NZZ Sportteil, Ausgabe 12. März
Die Lakers ohne Tränen
gel. Die Grundvoraussetzung für Fortschritte im bezahlten Sport ist die Überzeugung, dass das Nötige möglich ist. Den Rapperswiler Lakers fehlten je ein Quentchen Glück und Verstand, um den monumentalen 3:0-Vorsprung in der Serie gegen Zug zu verwerten. Selbst in der «Belle» am Samstag wussten die St. Galler die Scheibe in aussichtsreicher Position vor dem Tor auf ihren Stockschaufeln. Aber am Obersee werden die Tränen schnell trocknen. Der Verein hat alle nötigen Anlagen, um weitere Fortschritte zu verwirklichen. «Wir werden nicht mehr als graue Maus der Liga belächelt, noch werden wir auf Mont-Everest-Höhe hochgejubelt», bilanziert Bruno Hug, der langjährige Vordenker im Lido-Revier. Tatsächlich konsolidiert der Aufsteiger von 1994 seinen Besitzstand im Mittelbau der Liga. 4. Rang nach der Qualifikation im Vorjahr, 6. Platz heuer nach der Regular Season mit zehn Punkten Rückstand auf den Vierten, HC Lugano. Die Rapperswiler besiegten dabei heuer aus dem Spitzenquartett Davos, Bern, Zug und Lugano jeden mindestens einmal, die SCB-«Millionäre» sogar dreimal.
Im Rink fehlten den Lakers im Endspurt Wucht und Tore im gegnerischen Slot und Stabilität in der Defensive. Die Linie mit dem Kanadier Roest harzte, der Center führe wohl nicht freiwillig mit dem scheidenden Coach Bill Gilligan in die Ferien. Der Glanz des Amerikaners als Magier erhielt einen Kratzer, aber der 53-Jährige bleibt ein gefragter Cheftrainer mit Autorität, was naturgemäss nie dem ganzen Personal passt, zumal die Spieler gern den Weg des geringsten Widerstands ausloten und wählen. Gilligan übte (harte) Kritik. Als er im Zorn einen Stock in der Kabine in dessen Einzelteile zerlegte, reagierte der Stock-Eigentümer Schrepfer trocken, er müsse mit dem Präsidenten reden, damit ihm dieser das Arbeitsgerät ersetze. Schrepfer, ein «Bandenhobler» mit meisterlichen Erfahrungen im ZSC und in Bern, setzte zuletzt auch keine Akzente;
Créateur Micheli fehlte wegen Verletzung, und im Tor funktionierte der Kanadier Langkow selten so sicher wie eine Schweizer Bank.
Mit der dritten Dimension der neuen Arena gedeiht Rapperswil-Jona dafür wirtschaftlich. Das Budget kletterte auf brutto 9,5 Millionen Franken, wobei die Erträge aus dem ausgebauten Catering (heuer wohl eine halbe Million Franken) netto in die Hauptbuchhaltung transferiert werden. Die Ostschweizer stemmen den höheren Etat in Richtung einer schwarzen Null. In der Regular Season kletterte der Besucherdurchschnitt um fast 1000 auf 5000 Personen. Der geerdete Verein geniesst als lokales KMU Akzeptanz und Respekt, zumal die Lakers ins neue Stadion über 3,5 Millionen aus eigenen Mitteln investierten. Für Businessman Hug bedeutet dies, die Kurbel der Abschreibungen richtig dosiert zu drehen. Nie abschreiben wird er den Traum vom sportlichen Mehr. Wer den 2. Halbfinal so knapp verpasste, der hat den Vorstoss ins Endspiel automatisch im Hinterkopf.
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Frage: Etwas zu rosig??

Ich meine schon.
Ganz im Stil von "Die lieben und netten vom Oberen Zürichsee"
Dieser Bericht wurde in Tat und Wahrheit von Piloti geschrieben.
