Rappi-Walser - ein Stürmer mit Biss
RAPPERSWIL. Die Hockey-Schweiz staunt: Thomas Walser (22) vom SC Rappers-wil/Jona ist mit 8 Toren der beste Schweizer Torschütze. Thomas wer? BLICK stellt den Shooting-Star vor.
«Do isch da Walsi», bekommt man auf seiner Combox in breitestem St. Galler Dialekt zu hören. Es ist schwieriger als auch schon, Thomas Walser zu erreichen. Er und sein Rappi sind glänzend in die Saison gestartet.
Ihm selbst ist der Wirbel um seine Person fast unangenehm. «Eishockey ist ein Mannschafts- und kein Einzelsport. Ich profitiere enorm von meinen Linienpartnern Stacy Roest und Mikko Eloranta sowie dem Vertrauen, das mir das Trainerduo schenkt. Und mein Ziel ist nichts anderes, als dieses Vertrauen zurückzuzahlen», erklärt Walser seine Philosophie.
So ist er eben, dieser «Walsi». Gute Kinderstube, stets aufgestellt, nie um einen Spruch verlegen - aber keiner, der im Mittelpunkt stehen will. Apropos Kinderstube: Aufgewachsen ist der Flügelstürmer in Zuzwil, zwischen Wil und Uzwil. Der frühere Internationale Giovanni Conte ist ein guter Freund seines Vaters Felix.
Und so kam es, dass Klein Thomas als 8-Jähriger zusammen mit Contes Sohn Massimo an einem Training des EHC Uzwil teilnahm. «Massimo kam nach drei Tagen nicht mehr, aber ich blieb», er zählt Walser.
Mit Erfolg. Bereits als 14-Jähriger debütierte er mit Uzwil in der 1. Liga. Im Jahr 2000 wechselte Walser zu den GCK Lions in die NLB, wo er in 64 Spielen 22 Tore schoss. Schliesslich wurde Rappi hellhörig und angelte sich das Uzwiler Talent im Frühjahr 2002.
Stufe um Stufe ging es nach oben. 3 Tore als Mitglied des vierten Blocks im ersten Rappi-Jahr, 5 Tore letzte Saison und der Aufstieg in den dritten und zweiten Block. Und nun, mit der Beförderung in die Paradelinie, bereits 8 Treffer. «Bei mir ging alles Schritt für Schritt», sagt Walser, «und darüber bin ich auch froh.»
Selbst sieht er sich keineswegs als grossartiger Skorer, sondern viel mehr als eine Kämpfernatur, die gerne Drecksarbeit verrich tet:
«Die Trainer können mir alles vorwerfen, aber nie, dass ich nicht alles gegeben hätte. Kämpfen ist für mich obligatorisch!»
Eine reife Einstellung des aufstrebenden Jungstars. Doch es ist längst nicht das einzige Erstaunliche an ihm. Derzeit absolviert «Walsi» in einem Zürcher Kinderheim ein Praktikum. «Ich nahm einfach den Telefonhörer und fragte an - und nun bin ich zweimal in der Woche dort.»
Diese Stunden möchte er nicht mehr missen: «Denn dort werde ich nicht als Sportler, sondern als Mensch geschätzt. Mit Leuten, die nichts mit Hockey zu tun haben, verbunden zu sein, ist mir wichtig.» Ausserdem gibt Walser jeden Mittwoch in der Sekundärschule Rapperswil Unihockey-Unterricht.
Bei diesem Programm bleibt nicht mehr viel Freizeit. Und wenn doch, dann widmet er sich gerne König Fussball. Er lässt sich im TV kaum ein Spiel entgehen und ist ein leidenschaftlicher Fan des FC St. Gallen. Auch wenn er da derzeit in der Kabine unten durch muss, denn sein Sitznachbar Markus Butler ist als Basler Feuer und Flamme für den FCB. Doch Walser sagt sich: «Als richtiger Fan muss man auch in harten Zeiten zu seinem Verein stehen.»
Walser bewohnt in Jona eine schmucke Reihenwohnung. Und da ist er auch oft am Kochherd anzutreffen. Als BLICK zu Besuch war, standen gerade Spaghetti auf dem Speiseplan. Denn schliesslich muss er bei Kräften bleiben, ein nahrhaftes Wochenende mit den Spielen gegen Fribourg (heute) und Kloten (morgen) steht an. Mit weiteren «Walsi»-Toren?