Stellungnahme der FC Baden Fans zu den Geschehnissen beim Auswärtsspiel in Rapperswil-Jona:
Grobe Unverhältnismässigkeit bei Polizeieinsatz in Rapperswil SG
Der Einsatz der Kantonspolizei St. Gallen gegen die kleine Gruppe von FC Baden Fans war in höchstem Mass
unverhältnismässig. Einem Grüppchen von knapp 20 Jugendlichen standen bis zu 60 schwerbewaffnete
PolizistenInnen gegenüber.
Grossaufgebot am Bahnhof Rapperswil
Anlässlich des 1. Liga Fussballspiels des FC Rapperswil Jona gegen den FC Baden kamen rund 30 Fans des FC Baden
nach Rapperswil. Etwa 20 Fans reisten mit dem Zug an. Bereits am Bahnhof Rapperswil wurden sie von einem
Grossaufgebot der Polizei empfangen ausgerüstet mit Schildern, Tränengas und Gummischrotkanonen. Am Bahnhof
waren rund 40-50 PolizistenInnen und mindestens sechs grosse Kastenwagen und zwei kleine Streifenfahrzeuge.
Die gesamte Polizeitruppe begleitete die Fans auf dem ganzen Weg vom Bahnhof Rapperswil zum Stadion Grünfeld
in Jona. Auf dem Weg von knapp 30 Minuten fuhren die Kastenwagen stets neben, vor und hinter der Fangruppe
mit. Eine Einheit von ca 15 Polizisten in voller Montur ging hinter den Fans her. Die Fans wurden während des
ganzen Weges von mind. zwei Videokameras gefilmt, z.T. aus dem leicht geöffneten rückwärtigen Türspalt eines
fahrenden Kastenwagens. Der Hollywood-reife Einsatz der St. Galler Polizei überraschte die Fans stark, bis zur
Ankunft im Grünfeld war die Stimmung darüber eher amüsiert.
„Normale“ Personenkontrolle und Einschüchterunstaktik
Unmittelbar vor dem Stadion Grünfeld schlug die Vorfreude auf das Spiel in Frust um, als die Polizei die Fans
einkesselte und eng umstellte. Auch hier war das Verhältnis von PolizistenInnen zu Fans ca. drei zu eins. Dies lässt
sich auf Fotos und Videos der Fans ganz klar erkennen. Die Polizei begann etwa 35 Minuten vor dem Anpfiff die Fans
einzeln zu kontrollieren, zu befragen und zu durchsuchen. Die Polizei bezeichnete die Geschehnisse vor Ort auf
Nachfrage einiger Fans als normale Personenkontrolle. Zu dieser normalen Personenkontrolle gehörte das
Aufnehmen der Personalien, inklusive Adresse, Telefonnummer, Fragen zum Beruf, zur Anreise, zur Motivation des
Match-Besuches, etc. Alle anwesenden Fans mussten ihren Ausweis neben das Gesicht halten und wurden von allen
Seiten gefilmt und fotografiert. Das Vorgehen der Polizei wurde von den Fans als extrem schikanierend, erniedrigend
und übertrieben empfunden. Die kleine Fangruppe wurde wie schlimme Schwerverbrecher behandelt.
Der ebenfalls anwesende Fan-Beauftragte des FC Baden suchte von Anfang an das Gespräch mit dem Einsatzleiter
der Polizei, wurde von diesem aber forsch abgewiesen: „...halt einfach deine Klappe, am besten du kommst gar nicht
mehr hierher...“. Trotz des gigantischen Personal-Aufgebotes der Polizei konnten bis zum Spielbeginn nicht alle Fans
kontrolliert werden, viele kamen erst mit Verspätung ins Stadion und verpassten den Anfang des Matches, was
verständlicherweise auf die Stimmung drückte.
Die Frage, was mit den zahlreichen gesammelten Daten geschehen wird, blieb unbeantwortet und beschäftigt die
Fans.
Verhaftungen, Bussen, Stadionverbote?
Sechs der Fans wurden sogleich abgeführt und vorübergehend verhaftet, sie trugen kleine Knallkörper bei sich, etwa
vergleichbar mit sogenannten „Frauenfürzen“. Den dafür verhafteten droht nun eine Busse, Anzeige und ein
gesamtschweizerisches Stadionverbot. Dass junge Menschen juristisch derart in die Mangel genommen werden
wirkt nicht abschreckend sondern eskalierend. Der Frust, der sich durch solche Erlebnisse aufbaut, führt in Zukunft
eher zu einer Verschlimmerung der Situation. Natürlich muss die Gewalt rund um Sportveranstaltungen bekämpft
werden, natürlich braucht es dafür die Polizei und natürlich kam es in der Vergangenheit (in den oberen
Fussballligen!!) zu unschönen Ereignissen. Auch die FC Baden Fans unterstützen Strafen und andere Massnahmen für
grobe Verstösse gegen das Gesetz.
Im vorliegenden Fall hinterfragen wir aber die Auslegung und Anwendung der entsprechenden Gesetze. Das
Aussprechen von Stadionverboten für derart banale Ereignisse, wie das Abfeuern von kleinen Knallkörpern
AUSSERHALB des Stadions, widerspricht dem Sinn dieser Massnahme. Es kriminalisiert und verteufelt junge
Menschen, die kleine Dummheiten begehen und beraubt sie einem für sie wichtigen Hobby, dem Anschauen von
Fussballspielen ihres Vereines. Das Bezahlen einer hohen Busse belastet die Jugendlichen finanziell für mehrere
Jahre und der Eintrag im Strafregister ist sicherlich nicht hilfreich für die Suche nach Lehrstellen und Arbeitsplätzen.
Auch diese Jugendlichen sollen in Zukunft ihren Platz in der Gesellschaft haben, arbeiten und Steuern bezahlen. Legt
man ihnen derartige Hindernisse in den Weg, werden sie Mühe haben, dies umzusetzen.
Unverhältnismässigkeit und Verschleuderung von Steuergeldern
Es ist das gute Recht der Fans des FC Baden nach Rapperswil zu reisen um dort ihre Mannschaft zu unterstützen.
Eine Einschränkung der persönlichen Freiheit ist in dieser Hinsicht nicht akzeptabel. Dass einige der Fans kleine
Knallkörper mit sich führten rechtfertigt auf keinen Fall das grobe Vorgehen der Polizei. Knaller dieser Art werden an
jedem 1. August und Sylvester zu tausenden abgefeuert. Es handelt sich keineswegs um Sprengstoff, wie dies die
Medienmitteilung der Polizei andeutet. Die Art und Weise, wie die Fans durch die Polizei behandelt wurden, ist
erniedrigend und unverhältnismässig. Es ist die Aufgabe der Polizei für Sicherheit zu sorgen. Dies stellen die Fans
nicht in Frage. Es ist ebenfalls klar, dass die Polizei eigentlich nie alles richtig machen kann, Kritik kommt stets von
allen Seiten. Trotzdem verurteilen wir eine solche übertriebene Repression. Die Verschleuderung von Steuergeldern
für derartige Einsätze können wir nicht verstehen. Ausserdem entsteht der fragwürdige Eindruck, die Polizei
bereitete sich mit diesem Einsatz bei einem 1. Liga Fussballspiel auf das abendliche Eishockey-Spitzenspiel zwischen
Rapperswil und Ambri vor, wo ein grosses Polizeiaufgebot sicher vertretbar ist.
Novum für die 1.Liga
Ein Polizeieinsatz in dieser Grössenordnung ist für ein 1. Liga Fussballspiel nicht nur sehr unüblich, sondern auch
mehr als unverhältnismässig. Selbst bei Fussballspielen der Challenge-oder der Superleague, bei denen weitaus
mehr und auch gewaltbereite Fans anreisen, ist ein Einsatz dieser Grössenordnung äusserst selten. Bei einer 1. Liga
Partie des FC Rapperswil-Jona gegen den FC Baden kann man wohl kaum von einem Hochrisikospiel sprechen, wie
wenn der FC Basel gegen den FC Zürich spielt. Wir fragen uns ernsthaft, wohin ein solches Vorgehen führt.
Zu den konkreten Informationen aus der Medienmitteilung der Kantonspolizei St. Gallen:
1.
Die sogenannten pyrotechnischen Gegenstände und Knallpetarden sind kleine handelsübliche Knallkörper,
wie sie an jedem 1. August und Sylvester in der Schweiz zu tausenden abgefeuert werden. Die Begriffe der
Polizei suggerieren sprengstoff-ähnliche Gegenstände. Ausserdem war es lediglich eine geringe Anzahl.
2.
Das erwähnte Vermummungsmaterial sind Sonnenbrillen und die Fan-Schals des FC Baden. Mit dieser
irreführenden Interpretaton von Vermummungsmaterial kann man auch eine Unterhose, die man sich über
Kopf und Gesicht zieht, als Vermummungsmaterial bezeichnen.
3.
„Das Fussballspiel verlief friedlich und es kam zu keinen weiteren Zwischenfällen“ Dies ist vollkommen
korrekt und wäre auch ohne den Polizeieinsatz genau so abgelaufen.
(Fotos und Videos auf Anfrage)
Da krieg ich das kotzen, kein wunder will jeder das rappi absteigt
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