Werden eisblaue Lakers bleich?
Von Pascal Zingg
Wenn man Kleider lange trägt, so beginnen sie mit der Zeit auszubleichen. Will man weiterhin gut aussehen, muss man sich neue kaufen. Damit diese nicht auch gleich wieder ausbleichen, sollte man sie pflegen, ansonsten ist man schnell wieder da, wo man mal war. Sie mögen sich nun vielleicht fragen, was denn Kleider mit Eishockey zu tun haben. Nun, der SC Rapperswil Jona leistete sich im Jahre 2005 einen neuen Anzug und taufte sich in Rapperswil-Jona Lakers um.
Christian Berglund übt das Jubeln - zurecht oder vergebens?
Foto: Thomas Oswald. Foto als MMS (CHF 1.50)
Der starke Mann hinter diesem Imagewechsel war und ist Verwaltungsratsmitglied Bruno Hug. Er hatte es damals satt, dass die ganze Liga den SCRJ für eine graue Maus hielt, deshalb kleidete er sein Team ab der Saison 05/06 in auffälligem Eisblau. Der neue Anzug machte sich anfangs tatsächlich gut, und das Team vom oberen Zürichsee erreichte in der Saison 05/06 zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte die Halbfinals. Einen weiteren Schub erhielten die Rapperswiler eine Saison später durch das neue Stadion, dass von einigen als das schönste der Schweiz gefeiert wurde. Geschäftsmann Hug konnte nicht zuletzt deshalb neue Sponsoren gewinnen und das Budget aufstocken.
Auf einmal wurde am oberen Zürichsee davon gesprochen Topshots nach Rappi zu holen. Dies sollte Manager Reto Klaus bis heute allerdings nicht gelingen, er konnte zwar einige klingende Namen in eisblau einkleiden, diese wurden ihrem Namen meist jedoch nicht gerecht. Was kaum jemand bemerkte, war, dass die Rapperswiler plötzlich wieder in die Normalität abrutschten. Scheiterte man 06/07 noch knapp an der erneuten Halbfinalqualifikation, so hatte man in der letzten Saison schon ziemlich viel mehr Mühe überhaupt in die Playoffs zu kommen.
Bereits vor der Saison 08/09 kam nun der nächste Schritt der Lakers in die Normalität: Man konnte nicht mehr mit den Budgetaufstockungen der Gegner mitziehen und rangiert nun in dieser Tabelle im unteren Viertel. Rappi scheint also auch als Lakers wieder das zu sein, was sie vor dem Imagewechsel waren: ein Strichclub. Es drängt sich deshalb unweigerlich eine Frage auf: Bleicht das schöne eisblaue Shirt nun aus und kriegt es graue Flecken? Sollte der Negativtrend der Lakers so weitergehen, so wird die Prophezeiung wohl unweigerlich eintreffen. Um dies zu Verhindern sollte das Team den Negativtrend fürs Erste stoppen und sich unbedingt für die Playoffs qualifizieren. Die Frage ist einzige, ob sie dazu in der Lage sind.
Unerfahrener Trainer
Der Mann, der das Team zu dieser Playoffquali führen soll, ist Morgan Samuelsson. Samuelsson, der als Spieler Meister mit den Lions wurde, hat in Rapperswil seinen ersten Job als Trainer in der höchsten Spielklasse eines Landes. Er wird deshalb von vielen Experten als Schwachpunkt des Teams angesehen. Man vergisst dabei jedoch, dass er letzte Saison als Feuerwehrmann eingesprungen ist, und das Team nach der Entlassung von Kari Eloranta in die Playoffs geführt hat. Es ist also oberflächlich, ihn auf Grund der fehlenden Erfahrung abzuschreiben.
Findet Streit zu seiner Form zurück?
Im Tor der Rapperswiler soll Marco Streit mit seinen Paraden die Gegner zur Verzweiflung bringen. Dies gelang ihm letzte Saison allerdings nur mässig. Streit hatte jedoch nach seiner Verletzung im Dezember 2006 ein halbes Jahr Pause und musste zuerst wieder einen Trainingsrückstand aufholen. Nun konnte Streit das ganze Sommertraining voll mitgehen und man hofft, dass Streit seine Form vom Herbst 06 wieder findet. Marc Klingler, der indes als Streits Ersatz amtet, wies noch nie NLA-Niveau auf und ist daher keine Alternative zu Streit.
Wacklige Verteidigung
Für ein Team wie die Rapperswil-Jona Lakers ist es enorm wichtig, dass man aus einer gesicherten Defensive heraus spielen kann. Hat man keine gute Defensive, so muss man offensiv umso mehr für Spektakel sorgen, dazu braucht es aber gute Schweizer Skorer, so dass auch die dritte und vierte Linie für Spektakel sorgen kann. Die guten Schweizer Skorer sind für die Teams mit beschränkten finanziellen Mitteln jedoch kaum zu zahlen. So muss es also auch in Rappi die Defensive richten. Um diese zu verstärken, hat man auf diese Saison hin den ungeliebten Tom Koivisto durch den Schweden Sanny Lindström ersetzt. Im Gegensatz zu Koivisto wurde dieser aber als Defensiv-Verteidiger und nicht als Westentaschen-Nummelin geholt. Lindström soll also die Verteidigung dirigieren und ihr die nötige Sicherheit geben. In der Vorbereitung konnte er die Erwartungen jedoch kaum erfüllen, so dass auf die Saison hin eine klare Leistungssteigerung von ihm erwartet wird.
Weiter stehen mit Fischer, Guyaz und Voisard drei Verteidiger im Team, die zwar grosse Namen haben, in letzter Zeit jedoch mehr durch haarsträubende Fehler als durch ihre individuelle Klasse auf sich aufmerksam gemacht haben. So verwunderte es nicht, dass Rapperswil-Jona in der Vorbereitung hinten oftmals wie ein Nichtschwimmer auf hoher See wirkte, als der Gegner etwas Gas gab. Auch scheint die Verteidigung Mühe zu haben, den so wichtigen ersten Pass zu spielen. Hoffnungsträger in der Verteidigung ist Sven Berger, der in der letzten Saison zu einem guten NLA-Verteidiger heranreifte. Sollte er sich so weiterentwickeln, wird man ihn wohl nicht mehr lange halten können.
Vorne sollen es die Ausländer richten
Wenn kleinen Clubs das Geld für die absoluten Topshots unter den Schweizer Stürmern fehlt, verlassen sie sich häufig auf ihre Ausländer. Wie schon im letzten Jahr sind Stacy Roest und Niklas Nordgren mit dabei. Die beiden waren letzte Saison ein Garant für Tore und sollen es auch in dieser Saison sein. Neben den beiden ist neu auch Christian Berglund wieder am Obersee. Seine Rückkehr wurde bei den Fans als die Rückkehr des Messias gefeiert. Unvergessen sind die Szenen, als Berglund das Team 2006 in die Halbfinals führte. Damals wie heute ist "Chum schüss es Goal für eus, denn du bisch eine vo eus" ein Klassiker in der Fankurve. Es ist davon auszugehen, dass Berglund und Burkhalter wie auch Roest und Nordgren ein Sturmduo bilden. Die Favoritenrolle für den dritten Platz in den ersten beiden Stürmen haben Sébastien Reuille und Raeto Raffainer. Letzterer wurde von Bern geholt, um den Abgang von Olivier Kamber zu kompensieren, was keine so einfache Aufgabe sein wird. Ebenfalls neu im Team stehen Stefan Voegele und Sandro Tschuor von Absteiger Basel, sie sollen die dritte und vierte Linie verstärken. Ebenfalls neu dazu gestossen ist Patrick Svensson, der als Sohn von ex Rappi-Verteidiger Magnus über eine Schweizer Lizenz verfügt. Svensson erhielt für die Vorbereitung einen Probevertrag und konnte dort überzeugen, so dass er nun das Team komplettieren darf.
Schlechte Vorbereitung
Der Kader der Rapperswiler ist eher in der untern Hälfte der Tabelle anzusiedeln. Dies bestätigte sich dann auch in der Vorbereitung, wo man in neun Spiel sieben Mal verlor, zwei Mal unentschieden spielte und ein Torverhältnis von 17:39 aufwies. Die Vergleiche gegen die Gegner aus der NLA (Lugano, Kloten und Biel) gingen dabei alle klar verloren. Es ist klar, dass die Vorbereitung noch nicht das finale Urteil für die Saison ist, sie gibt jedoch eine Tendenz vor, und diese ist bei sieben Niederlagen ernüchternd. Auch ist die Vorbereitung da, dass sich die Teams Selbstvertrauen holen, und dies kann bei diesen Ergebnissen wahrlich nicht der Fall sein. Man fragt sich also, wie sich die Rapperswiler in dieser Saison behaupten wollen. Eine Playoffquali wird wohl nur drin liegen, wenn sich die Ausländer in einen Rausch spielen und den Rest des Teams mitziehen können, sollte dies nicht der Fall sein, steht die Rapperswiler vor einem harten Winter.
hockeyfans.ch-Tipp:
- Platz 9 -
Quelle:
www.hockeyfans.ch